Einmal vorab:

DJK bedeutet

Deutsche Jugend Kraft.

Um einen möglicherweise komischen Beigeschmack zu vermeiden, hier eine historische Einordnung:

Das Wort „Jugendkraft“ ist Ende des 19. Jahrhunderts ein häufig verwendeter Ausdruck der Alltagssprache, der auch in anderen Kulturen, Sprachen und Sportbereichen verwendet wurde. Es soll die Summe aller positiven, kraftvollen, kreativen Eigenschaften der Jugendzeit zusammenfassen, ohne dies auf den Lebensabschnitt Jugend begrenzen zu wollen.

 

1. Dezember

(Normannen vor der Gertrudis-Kirche,

          kurz nach dem 2. Weltkrieg,

das älteste Foto, das uns aus der Normannia Historie vorliegt)

Beheimatet in der St. Gertrudis Gemeinde im Herzen der Dortmunder Nordstadt am Hackländerplatz wurde dort schon im Jahre 1917 eine 'Jünglingssolidarität' ins Leben gerufen aus der sich eine Turngruppe entwickelte. 

Der Erste Weltkrieg verhinderte eine sofortige Vereinsgründung.

Doch schon im Mai 1919 nahmen ca. 70 'Jungmänner' die Gründung einer Turn- und Sportabteilung innerhalb der St. Gertrudis Gemeinde vor.

Den Vereinsnamen DJK Normannia Dortmund 1919 bekam unser Verein dann erst im Jahr 1921 durch den ersten Präses unseres Vereins Vikar Wienhoff. 

 

2. Dezember

In den 1920er Jahren wurde dann das Feldhandballspiel in unserem Verein heimisch.

Dies geschah natürlich draußen, im Freien, auf Großfeld, also auf einer Spielfläche so groß wie ein Fußballplatz.

1933 dann der erste große Erfolg für die Normannen.

BEZIRKSMEISTER !

Zur Mannschaft gehörten

H. Rempe, H. Scheller, W. Becker, P. Franke, A. Hackethal, O.Niehus, B.Görmann, H.Borgmann, H.Möhring, A.Krane und A. Wrede.

Die Normannen waren in die Gauklasse aufgestiegen. Weiteren Erfolgen wurde dann durch das Naziregime ein gewaltsames Ende gesetzt. Der Vorsitzende des DJK Verbandes, Adalbert Probst, wurde am 1. Juli 1934 von der Gestapo im Zuge des sogenannten „Röhm-Putschs“ verhaftet und am 2. Juli erschossen. Unmittelbar danach wurden zahlreiche örtliche DJK-Vereine verboten, oft auf Betreiben der Hitlerjugend, die in der DJK eine Konkurrenz sah. 1935 wurde die DJK als Sportverband im Rahmen der Gleichschaltung der Sportorganisationen, ebenso wie alle anderen konfessionellen Sportorganisationen, auch reichsweit verboten.

Die DJK Normannia musste sich auflösen. Teile der Mitglieder zogen sich ganz vom Sport zurück, andere wechselten zu anderen Vereinen. Einige Vereinsmitgliedern versteckten das Banner der Normannen vor den Nazis in der Hoffnung es wieder hervorholen und für eine Wiedergründung nutzen zu können.

 

3. Dezember

Das Banner wurde dann im Jahre 1946 wieder hervorgeholt, von den `Eingeweihten des Verstecks` hatten einige den grausamen Krieg überlebt -ein erster kleiner Schritt zur Wiedergründung der DJK Normannia, dem weitere folgten. So konnte am 9. März 1947 ein neuer Vorstand unter dem Vorsitz von Josef Nolte gewählt werden. Neben dem Handball- gab es jetzt auch eine Tischtennis-, eine Leichtathletik- und eine Turnabteilung. Im Jahre des dreißigjährigen Jubiläums (1949) wurde die DJK Normannia Mitglied im Westdeutschen Handballverband.

 

4. Dezember

Anlässlich des 30jährigen Jubiläums veranstaltete die DJK Normannia im Jahre 1949 einen Straßenlauf quer durch den Dortmunder Norden, ebenso eine Handballwerbewoche.

(große Vorfreude der Normannen über den bevorstehenden Straßenlauf. Ich erkenne Hannes und einen der Hershoffbrüder auf diesem Foto)

Anfang der 1950er Jahren hieß es zum sportlichen Zustand des Vereins:

„Bei unseren Jugendmannschaften zeigt sich eine erfreuliche Aufwärtsentwicklung. Die negative Haltung unserer Senioren fand in dem Abstieg der 1. Mannschaft zur II. Kreisklasse ihren Niederschlag“.

 

5. Dezember

Mit einem  weiteren Zitat aus den 50er Jahren geht es heute weiter:

 „Unter der stets einsatzfreudigen Führung des ersten Vorsitzenden Josef Nolte wurden neben der Pflege und Durchführung des Sportes auch viele gesellige Veranstaltungen durchgeführt. In ihrer sauberen und stets ansprechenden Art konnten sie unserer Abteilung und unseren Freunden echte Freude und Frohsinn vermitteln. Unter der jetzigen Leitung des ersten Vorsitzenden Franz Heinichen, ist es der Wunsch aller Sportsfreunde unserer Abteilung, dass der stete Einsatz aller, unserem Verein ein gedeihliches Fortbestehen sichern und echter DJK-Geist eine stete Aufwärtsentwicklung bewirken möge.“ (Verfassr unbekannt)

geselliges Beisammensein der Normannen mit dem Fläschchen Bier auch in Badehose wohl sehr angenehm)

 

6. Dezember

Heute weichen wir ein wenig ab von unserer historischen Reise der DJK Normannia. Heute will ich euch eine kleine Anekdote erzählen, wie sie mir passiert ist

Und zwar von meiner ersten Nikolausfeier bei der DJK 

Ich war ein Knirps von damals zehn Jahren

Wir saßen alle unten im Pfarrsaal der St. Gertrudis in diesem einzigartigen Souterrain. Wie das so üblich war, kam natürlich auch der Nikolaus mit seinem goldenen Buch. 

Das war der alte Heinemann bei uns aus der Wielandstraße. Seine Frau war eine von denen, die immer im Fenster lagen und alles mitbekamen, was in der Straße so los war.

Ich frage mich heute noch, wie sie es sehen konnte, dass ich hinten an der Ecke mein Bonbonpapier auf den Boden geworfen hatte.

Ich hatte jetzt nicht wirklich Angst oder Schiss vorm Nikolaus, aber mir war durchaus klar, dass ich auch den ein oder anderen Blödsinn während des Trainings gebaut hatte und dass das dann heute wohl zur Sprache kommen würde. 

Nach und nach ließ er den ein oder anderen zu sich kommen. 

Und dann war ich an der Reihe

So und jetzt möchte ich gerne mal den Andreas Heyen zu mir bitten

Na dann. Auf geht’s! Bring ich´s hinter mir.

Als ich dann vor ihm stand fragte er mich:

„So, so, du bist also der Andreas Heyen?“

„Jaaah!“, antwortete ich zögerlich

„Der Sohn von Konrad Heyen?“

„Jaah“, war wiederum meine zögerliche Antwort 

Worauf wollte er hinaus?

Er musterte mich und sagte dann

„Und der lässt dich Handball spielen? Du musst nicht zum Fußball?“ (Ihr müsst wissen, Papa war durch und durch Fußballer)

Tja, und wie viele von Euch wissen, ist das bis heute so geblieben, dass ich dieser unglaublich attraktiven Sportart erhalten geblieben bin. (Und Papa hat immer gesagt: "Hauptsache ein Mannschaftssport, und kein Tennisspieler!")

 

7. Dezember

1960 gelang unserer 1. Handballmannschaft der Wiederaufstieg in die erste Kreisklasse. Im folgenden Jahr stiegen die Normannen in die Kreisliga auf, im Feldhandball, also auf dem großen Fußballplatz. 

(hier die so erfolgreichen Handballer der DJK Normannia)

Frauen sind immer noch kein Thema im Verein. Er ist immer noch eine reine „Männersache“. Aber das sollte sich in den 60er Jahren noch ändern. In diesen so erfolgreichen Jahren hatte der Verein drei Seniorenmannschaften und „blühende Jugend- und Schülerabteilungen“, so ein Zitat aus dieser Zeit.

 

8. Dezember

(unsere alten Herren in der bereits abgerissenen Turnhalle an der Anne Frank Gesamtschule an der Halle Nord2, Burgholzstraße)

 

Das Hallenhandballspiel gewann in den 1960er Jahren immer mehr an Popularität.

Zitat: „Dieses schnelle und elegante Spiel hatte es unseren Spielern sehr angetan.“ So gab es fortan eine Hallen- und eine Feldsaison, in denen wir Anfang der 1960er jeweils in der Kreisliga spielten.

In den 60er Jahren lösten sich dann nach und nach die Turn-, Leichtathletik- und Tischtennisabteilungen auf. Auch sportlich ging es mit den Handballmannschaften bergab. Doch schon bald sollte sich der Verein endlich auch für Frauen öffnen.

 

9. Dezember

Doch zunächst wurde am 27.6.1963 die Alt Herren Abteilung gegründet. Sie existiert auch heute noch und hat zurzeit 9 Mitglieder. Der älteste Herr dieser Abteilung ist auf diesem Foto zu sehen. Josef (Jahrgang 1933) auch schon auf dem ein oder anderen Foto der vergangenen Tage zu sehen. Unser ältestes Mitglied, mittlerweile seit fast 76 Jahren im Verein. Hut ab, Josef!

 

10. Dezember

Dann war es endlich so weit. Die Geburtsstunde der Damengymnastik Abteilung, der ersten Frauen Abteilung in unserem Verein.

Ende April 1964 verkündete Alfred Dechene (später auch ab den späten 80ern erster Vorsitzender unseres Vereins, damals Pastor in der Gertrudis Gemeinde) am Sonntag von der Kanzel:

„Am 8. Mai öffnet die DJK Normannia ihre Toren auch für eine Frauengymnastik Abteilung unter der Leitung von Brunhilde D. Treffpunkt ist um 17 Uhr in der Turnhalle der Gertrud Bäumer Realschule in der Goethestraße".

Brunhilde, die dem Gottesdienst beiwohnte, fiel ein wenig aus allen Wolken, da ihre Vorbereitungszeit damit doch etwas kurz geriet. Als sich dann am 8. Mai knapp 50 Frauen in der Halle tummelten, wurde ihr schon ein wenig mulmig. Noch nie hatte sie eine so große Gruppe geleitet. Alfred hatte sie mit seiner Ankündigung förmlich ins kalte Wasser geworfen. Wie man heute weiß, hat sie den Sprung ins kalte Wasser damals super gemeistert. Und das Wunderbare daran, die Damen Gymnastikabteilung besteht seitdem immer noch und auch Brunhilde -mittlerweile auch Ehrenmitglied der DJK Normannia- führt diese Abteilung immer noch an. Eine tolle Reise, die diese Abteilung genommen hat. Gratulation an Euch!

(dies eine Werbung in der Jubiläumszeitschrift !969, da existiert die Damen Gymnastik Abteilung bereits fünf Jahre, sie zeigt einen noch nicht ganz verzweifelten Vater, der auf den kleinen Sprössling aufpasst und zu ihr/ihm sagt: "weine nicht, Mutti ist nur zum Turnen.")

 

11. Dezember

Im Jahr des 50-jährigen Bestehens -also 1969- gab es dann nur noch eine Herrenmannschaft (beherbergt in der 1. Kreisklasse) und eine Jugendmannschaft, natürlich auch die Alt Herren Abteilung und die Damen Gymnastik Abteilung. Aber die so erfolgreiche Arbeit Anfang der 1960er Jahre im Handballbereich war eingeschlafen. Was nun? Ein Scheideweg? Aufgeben oder wieder angreifen? Die Antwort darauf konnte das Fest zum 50jährigen Jubiläum nicht geben, wurde aber dennoch mit einer großen Sport- und Festwoche gefeiert. Wie aber sollte es weitergehen mit der DJK Normannia?

 

12. Dezember

1971 fasste der Vorstand den Entschluss die Jugendarbeit wieder zu intensivieren. Dies wurde aber nur sehr zögerlich umgesetzt. Die eingeschlafene Jugendarbeit der 60er Jahre wirkte sich im Seniorenbereich immer mehr aus. 1972 schaffte die Herrenmannschaft zwar überraschend den Aufstieg in die Hallenhandball Kreisliga, stieg aber in der darauffolgenden Feldhandball Saison in die 2. Kreisklasse ab. Die dann folgende Hallenhandball Saison endete ebenfalls mit dem Abstieg in die 1. Kreisklasse. Sportlich ein Absturz, da auch die hoffnungsvollen -heute würde man sagen- „Perspektivspieler“ dem Verein den Rücken kehrten.

 

13. Dezember

Machen wir weiter in unserer historischen Reise durch die 1970er Jahre.

Die „Alten Herren“ glänzten noch bei dem einen oder anderen Freundschaftsspiel und besonders durch zahlreiche gesellige Abende und gemeinsame Fahrten, auch „Bildungsreisen“ genannt.

Die Damen Gymnastik Gruppe stand dem in Nichts nach und verzeichnete eine konstant hohe Mitgliederzahl.

Die Jugendarbeit kam wieder in die Gänge. Es hatte sich ein Team gefunden, das "richtig Bock" auf Jugendarbeit hatte.  Der Vorstand hatte einer unabhängigen, das heißt, frei entscheidbaren -und dies auch finanziell- Jugendabteilung das „Okay“ gegeben.

(aus der `Festschrift` 60 Jahre DJK Normannia)

So spielten 1973 bereits wieder vier Jugendmannschaften bei Normannia. Die A-Jugend wurde sogar Vize-Kreismeister. Die Herren dümpelten hingegen weiter vor sich hin, konnten natürlich noch nicht von der neu erblühten Jugendarbeit profitieren.

1974 gab es dann die letzte Feldhandball Saison, fortan wurde Handball nur noch im Ligabetrieb in der Halle gespielt. Die liebgewonnen Sommerturniere auf den Sportplätzen hatten aber weiterhin noch einen großen Stellenwert im Handballkalender. 1975 war es dann endlich so weit. Gründung der weiblichen Jugend! Die Mitgliederzahlen schnellten in die Höhe. Ab sofort wurde unterschieden zwischen männlicher und weiblicher Jugend. Sieben Jugendmannschaften gingen 1975/76 an den Start. Die männliche B-Jugend wurde 1976 Kreismeister. Leider konnte die Herrenmannschaft davon noch nicht profitieren, da die hoffnungsvollen Talente den Verein zu höherklassigen Vereinen verließen.

 

14. Dezember

1977 stieg die erste Herrenmannschaft dann in die 2. Kreisklasse ab. Aber es gab in diesem Jahr auch diese positive Nachricht.

1977 ist das Gründungsjahr unserer Frauenhandballabteilung, die sich als Auffangbecken für die gute Jugendarbeit einfach gründen musste, um nicht zusehen zu müssen, wie top talentierte junge Frauen den Verein nach der Jugend zu anderen Vereinen verließen. in den ersten beiden Jahren tat sich das Frauenteam sportlich gesehen sehr schwer. So gab es im ersten Jahr lediglich zwei Unentschieden zu bejubeln. Die daraus resultierenden Feierlichkeiten erinnerten mehr an eine Aufstiegsfeier. Aber gerade diese positive Stimmung im Frauenteam war ein Garant dafür, dass die jugendlichen Frauen unserem Verein erhalten blieben. Die gute Jugendarbeit konnte endlich Früchte tragen. So konnte im Frauenbereich optimistisch in die nähere Zukunft geblickt werden.

Ein weiteres Zitat aus der Jubiläumszeitschrift 1979 zum 60jährigen Bestehen der DJK Normannia:

„Jede Zeit hat andere Bedürfnisse und Möglichkeiten, daher waren Sport und Vereinsleben vor 20 oder 40 Jahren anders als heute. Wenn wir vom „Heute“ sprechen, dürfen wir das „Gestern“ aber nicht vergessen und es unserer Jugend immer in lebendige Erinnerung bringen, denn nicht alles, was alt ist, ist überholt, nicht mehr gültig oder sogar schlecht. Die Erfahrung hat gelehrt, dass sehr häufig das Gegenteil der Fall ist, wenn man die Dinge sachlich und wertneutral sieht und vergleicht.“ (Der damalige 1. Vorsitzender)

 

15. Dezember

Schon 1980 zahlte sich die Verstärkung durch die aufgerückten Jugendspielerinnen im Frauenteam aus und die Damen stiegen in die Bezirksliga auf. Ich glaube „Bier und n Appelkorn“, war damals das am meisten gesungene Lied auf der Aufstiegsfeier.

(hier die Aufstiegsheldinnen)

Bezirksliga! Das war für Normannia schon eine ganz große Nummer und weckte natürlich auch Begehrlichkeiten. Unsere Talente waren auch bei anderen Vereinen gefragt und so verließ die ein oder andere Dame unseren Verein (Gitti hatte es bis in die Oberliga bei der HSG Wambel/Körne geschafft). Dennoch konnten sich unsere Normanninen neun Jahre lang in der Bezirksliga halten. Dann erfolgte der Abstieg in die Kreisliga. Fast gleichzeitig konnte der Damenhandball bei Normannia aber breiter aufgestellt werden und es konnte erstmals ein zweites Damenteam gemeldet werden.

Auch die Herren konnten einen ersten Erfolg durch die kontinuierliche Jugendarbeit feiern. 1981 gewannen sie drei Spieltage vor Saisonende in einem legendären Derby gegen die DJK Hansa, die sich an diesem Tag mit vier Spielern ihrer damals in der Bezirksliga spielenden ersten Mannschaft verstärkt hatten, und stiegen damit in die erste Kreisklasse auf. Was für eine Aufstiegsfeier nach dem Derbysieg gegen DJK Hansa in der „Hacke“ …

 

16. Dezember

Ab Mitte der 80er Jahre sorgten die Herren dann auch für erste Schlagzeilen in der örtlichen Presse. Im Mai 1986 ging es los. Erst wurden sie Kreispokalsieger gegen Bezirksligaaufsteiger TSG Schüren.

Eine Woche später waren sie dann auch noch erfolgreich im Aufstiegsspiel zur Kreisliga gegen die DJK Komet.

 

Unsere Handballjugend floriert bis Mitte der 80er. Einige Vizemeisterschaften können als sportlicher Erfolg verbucht werden. 1984 gelingt der männlichen C-Jugend der große Wurf. Sie wird Meister der Sonderklasse

und qualifiziert sich in der Aufstiegsrunde zur Bezirksliga (der damals höchsten Jugendklasse) für diese Liga und misst sich dort auch unter anderem mit dem OSC Thier, zur damaligen Zeit Deutschlandweit mit führend im Jugendbereich. Leider mussten unsere Jungs viel Lehrgeld in dieser Saison zahlen. Eine Erfahrung aber, die niemand missen möchte. Zum Ende der 80er wird es deutlich ruhiger im Jugendbereich. Der Mitgliederschwund ist nicht aufzuhalten. Jagten 1980 noch fast 100 Jugendliche durch die Halle, waren es 1989 nur noch knapp 40 Jugendliche. 

 

17. Dezember

Der Pokal hatte es unseren Herren angetan. 1987 erreichten sie das Halbfinale im Kreispokal und waren damit für die nächste Runde auf Bezirksebene qualifiziert. Dort wurden zwei Verbandsligisten ausgeschaltet, ehe dann Endstation in der dritten Runde gegen den Bezirksligisten PSV Gelsenkirchen war. Mitte Mai 1988 gewannen sie dann wieder den Kreispokal.

(und danach wurde gefeiert, aber „Hallo“)

Der Anfang einer einmaligen Pokalreise.

 

Ende Mai wurde ein Verbandsligist,

dann ein Bezirksligist

 

und ein Landesligist ausgeschaltet.

Nach dieser, der vierten Runde auf Landesebene waren wir -der kleine Kreisligist aus dem Dortmunder Norden- für die ersten Runde auf Verbandsebene mit der Aussicht auf die erste DHB Hauptrunde qualifiziert.

 

18. Dezember

Das „Jahrhundertspiel“ vom 19. November 1988

(dies ein kleiner Hinweis auf das, was jetzt folgt)

Wir mussten leider auswärts antreten, zur drei Klassen höher spielenden TSG Lennestadt, also ein Verbandsligist. Welch Vorfreude überkam uns. Schließlich wussten wir, dass es nicht unmöglich war dieses Spiel gewinnen zu können. Klar, alle anderen Verbandsligisten hatten wir in den letzten Monaten zu Hause in der „Hölle Nord“ mit unseren unglaublichen Zuschauern gewonnen. Jetzt mussten wir erstmals auswärts antreten. Aber das Pokalfieber hatte alle Normannen erfasst, alle wollten dabei sein. So kratzten wir alles Geld zusammen und charterten zwei Reisebusse. Somit konnten uns schon mal 100 Normannen begleiten.

Aber die Nachfrage war viel größer. Es wurde überall rumgefragt und schließlich hatten wir noch zwei Bullis organisiert. Aber auch das reichte noch nicht. So bildeten sich auch noch einige Fahrgemeinschaften, die mit ihrem Privat-PKW die Reise nach Lennestadt auf sich nahmen.

An einem trüben Novembersamstag machten wir uns auf den Weg nach Lennestadt

An der Halle angekommen wunderten sich die Lennestädter über den großen Zuschauerzuspruch und mussten erst einmal die Tribünen öffnen, damit die ganze Fankolonie gesittet die Halle erobern konnte.

Und dann begann ein Spiel, das unvergessen bleibt.

Der Verbandsligist aus Lennestadt war durchaus gewarnt, waren unsere Pokalergebnisse der letzten beiden Jahre auch bis ins tiefe Sauerland durchgedrungen Aber mit so viel Gegenwehr hatten sie nicht gerechnet, irgendwie muss man so einen Kreisligisten ja aus der Halle fegen können. Lennestadt wechselte in der zweiten Halbzeit immer zwei Spieler in Angriff und Abwehr auf ihrer rechten Abwehrseite aus. Dies machten wir uns einige Male zunutze.

Ich glaube die „schnelle Mitte“ erblickte an diesem Tag zum ersten Mal das Licht der Welt.

Zwei Minuten vor Schluss stand es noch unentschieden.  Dann ging Lennestadt in Führung

Ich wollte sofort wieder zum Anstoßkreis und direkt die Überzahl, die sich durch das doppelte Auswechseln bot, zum Ausgleich nutzen. Doch mein Trainer Franz-Josef Meyer rief von der Bank so lautstark „Ruhig, spiel ruhig!“, dass ich seiner Aufforderung nachkam. Er wollte wohl mit dem letzten Angriff das Unentschieden sichern, um in die Verlängerung zu gehen. Vorne verdaddelten wir dann leider den Ball und Lennestadt konnte per Gegenstoß auf 21:19 stellen.

Aus der Traum von der ersten DHB-Pokal Runde!

Doch schon auf der Rückfahrt war die Zufriedenheit über ein unglaublich gutes Spiel unsererseits so groß, dass wir den Hit des Jahres „Don't worry, be happy“ die ganze Zeit rauf und runter spielten und mitgrölten. Auch der Abend und die Nacht bleiben in ewiger Erinnerung….. der Tag danach auch.

(für die örtliche Presse war unser „Jahrhundertspiel“ leider nicht von solcher Bedeutung und baut auch einen kleinen Fehler ein. Statt „17:17“ muss es „19:19“ heißen)

 

19. Dezember

Anfang der 90er Jahre wurde erstmals eine Eltern-Kind-Gruppe gegründet. Eltern konnten fortan mit ihren Kindern bis zum Schuleintritt einmal wöchentlich unter Anleitung sich in der Gertrud-Bäumer-Halle bewegen. Die Eltern/Kind Gruppe boomte und verzeichnete den höchsten Anteil an Vereinsmitgliedern.

Die HandballDamen können die zahlenmäßige Stärke nicht halten und drohen Ende der 90er auseinander zu fallen, berappeln sich aber wieder.

Das Licht unserer HandballJugend droht Anfang der 90er zu erlöschen. Aufkommendes Engagement verhindert dies aber zunächst. Ende der 90er fehlt es dann zunehmend an Trainern, engagierten Eltern und letztendlich an genügend Spielern/Spielerinnen. Dennoch rücken Ende der 90er nochmal weibliche Talente in das Frauenteam auf und können somit den oben beschriebenen Zerfall des Frauenteams stoppen.

Die DamenGymnastikGruppe vermeldet gleichmäßigen Zulauf und feiert 1999 ihr 35jähriges Bestehen.

Die Situation der AltHerrenAbteilung beschreiben sie so: „Die gemütlichen Zusammenkünfte jeden Donnerstag im Vereinslokal und die schönen Feiern führen zu einer festen Gemeinschaft.“

 

20. Dezember

Die 90er werden sicherlich immer mit den bisher größten Erfolgen (durch die Handballherren) unseres Vereins verbunden sein. Aber Kenner des Vereins wissen, dass auch schon in diesen erfolgreichsten Jahren abzusehen war, dass dieses Niveau niemals zu halten war und damit ein Absturz vorhersehbar und unvermeidbar war.

Das hatte mehrere Gründe:

Die Jugendarbeit war zwar noch nicht komplett eingestampft worden, aber es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass es schier unmöglich sein sollte, Jugendliche durch die verschiedenen Jugendteams bis hin in die Damen-, bzw. Herrenteams zu bringen, um so Talente dort zu integrieren. So dünnte der Verein von unten her einfach aus. Handball hatte keinen guten Stand mehr in der Nordstadt, andere Interessen beschäftigten die heranwachsenden Jugendlichen, auch andere Sportarten. Auch für wechselwillige Handballer/innen anderer Vereine war die Nordstadt kein attraktives Ziel.

Im Gegensatz dazu boomte die Eltern-Kind Gruppe weiterhin. Dort wurde der Nerv der Bedürfnisse der Nordstadt-Eltern voll getroffen.

 

21. Dezember

Nun zu den einzigartigen Erfolgen der Herrenhandballer in den 90ern.

1994 kehrte die erste Mannschaft zurück in die Kreisliga. Ein Jahr später stieg unsere `Zweite` in die 1. Kreisklasse auf...

(hier die erfolgreiche Zweite)

 

...und ein Jahr später gelang der ersten Mannschaft endlich der langersehnte Sprung in die Bezirksliga. Zitat des damaligen Trainers Uli: "Es folgte eine große Sause. Überall kamen Sektflaschen zum Vorschein. Der Kühlschrank war voll bis auf den letzten Winkel. Zuschauer und Mannschaft wie ausgelassen. Die Halle ein Tollhaus, sie blieb wüst und klebrig zurück. Bei 'Göbbeln' wurde der Aufstieg dann gebührend gefeiert."

(dies die überglücklichen Bezirgsligaaufsteiger)

Schon auf dieser Feier wurde vom Aufstieg in die Landesliga geträumt.

Der für Normannia historische Tag kam dann zwei Jahre später am 18. April 1998.

Am vorletzten Spieltag konnten wir den Aufstieg in die Landesliga bei TV Gladbeck perfekt machen.

Wir standen mit 40:8 Punkten drei Punkte vor unserem Verfolger aus Erkenschwick.

Schon zur Pause führten wir mit 10:5 Toren. Ein energischer Zwischenspurt kurz nach der Halbzeit brachte uns eine 9 Tore Führung, die wir nicht mehr aus der Hand gaben.

Es begann eine Riesenparty, eine an diesem Samstag im „Haus Göbbeln“, die nächste -nach einer kompletten Feierwoche- und die nächste einen Samstag später. „Haus Göbbeln“ platzte aus allen Nähten. Da wir alle eine Woche Vorlauf hatten, gab die ein oder andere Darbietung, einfach toll und noch heute ein dickes „Dankeschön“ dafür.

UNGLAUBLICH SCHÖN!

 

22. Dezember

Anfang der 2000er läuft der Laden noch. Aber ganz allmählich beginnt es zu bröckeln. Sowohl die AltHerrenAbteilung, wie auch die DamenGymnastikGruppe verbuchen sinkende Mitgliederzahlen. Die Handballherren erleben einen vorhersehbaren aber in diesem Ausmaß doch überraschenden Absturz. 2002 Abstieg aus der Landesliga, 2003 Abstieg aus der Bezirksliga, 2004 Abstieg aus der Kreisliga. In diesem Jahr spielen nur noch zwei „Landesligaaufstiegshelden“ bei den Herren. Immerhin können sich die HandballDamen halten. Die ElternKind-Gruppe floriert noch. Auch im Bereich der E- und D-Jugend kann noch von kleinen Erfolgen gesprochen werden. Doch es ziehen sich immer mehr „alte“ Normannen zurück und diese Löcher können insbesondere im Bereich Trainer/Betreuer nicht mehr gestopft werden. Normannia befindet sich am Scheideweg.

Im Anfang der 2010er kann die negative Entwicklung zumindest bei den Damen und Herrenteams gestoppt werden. Aber es gibt keine Handballjugend und auch keine Eltern-Kind-Gruppe mehr. Die AltHerren und DamenGynastika schrumpfen weiter.

 

Aber wie man sieht, kehrt der Spaß zurück, erste kleine Erfolge stellen sich ein und es wird auch endlich wieder gejubelt bei der DJK Normannia.

 

23. Dezember

Wie kam es dazu, dass die DJK Normannia eine Wendung zum Guten nehmen konnte? Hier mein persönlicher Erklärungsversuch.

Wir sind im Jahr 2003. Ganz Deutschland hat vor einigen Wochen seinen ersten Superstar gesucht und gefunden, eine erste SARS Pandemie erschreckt die Welt.

Es ist Donnerstag, 12. Juni. Manche Tage im Leben vergisst man nicht, sie brennen sich einfach so ins Gedächtnis. Vor knapp fünf Wochen sind wir sang- und klanglos aus der Bezirksliga abgestiegen, seitdem kommt niemand mehr zum Training.

Seitdem stehe ich hier jeden Donnerstag vor der Halle und warte darauf, ob sich vielleicht doch jemand hierhin verirrt. Alle Versuche einige zu ermuntern sich blicken zu lassen, scheiterten bis dahin. Seitdem schwindet von Woche zu Woche die Hoffnung, dass wir doch noch eine Mannschaft für die Kreisliga zusammen bekommen.

Auch die letzten Monate unserer Bezirksligasaison waren nur drei bis fünf Leute beim Training, eine einzige Katastrophe für unseren Fortbestand. Ich hatte lange aussetzten müssen, Dank meiner Knieoperation. Für die letzten beiden Spiele hat es dann wieder gereicht. Bezirksligaspiele für Normannia waren immer das große Ziel, so musste ich diese -wenn auch aussichtslosen- Spiele einfach wieder mitmachen. Im letzten Heimspiel konnten wir immerhin noch einen Punkt holen.

Nach der Saison hat der Trainer schnell das Weite gesucht, hat die jungen Spieler alle mitgenommen, die sich für ein/zwei Jahre bei uns verirrt hatten und seitdem .... tote Hose.

Wie soll das alles nur weitergehen, war es das mit den Herren bei Normannia, frage ich mich, während ich auf einem dieser Poller vor der Halle sitze und warte, und so meinen Gedanken nachgehe. Es ist schon viertel nach acht durch, jetzt könnte ich mal langsam gehen, wird eh keiner mehr kommen. Aber ich bleibe noch ein wenig sitzen. Das Wetter ist sehr schön. Der heißeste Sommer, den es bis dahin je in Deutschland gegeben hat, kündigt sich schon an.

Da taucht ein langhaariger bärtiger Mann (Christian) vor mir auf, und fragt mich: "Sag` mal ist hier kein Training von Normannia?"

Und von da an ging es weiter. Christian brachte neue Handballer -meist Studenten- zu uns und auch einige frustrierte Normannen fanden den Weg zurück.

 

Dieser eine Tag erklärt den Umbruch, die neue Struktur, die sich seitdem in unserem Verein etabliert hat. Nicht mehr die Jugendlichen -geboren in der Nordstadt, rund um den Gertrudis Kirchturm- die dann jahrzehntelang dem Verein treu geblieben sind, prägen das Bild der Handballer/innen, sondern hinzugezogene Männer und Frauen, die ihre Wurzeln nicht in der Nordstadt haben, aber Spaß an diesem Sport und unserer Art und Weise Verein zu leben haben. Sie sind seitdem die Überlebensgarantie für unsere Handballabteilungen. 

 

24. Dezember

Und heute blicken wir voller Stolz auf unseren Verein (aktueller Mitgliederstand: 123), der sich so sehr gewandelt hat, der in den letzten beiden Jahren ein unglaubliches Wachstum erlebt, wo nicht mehr nur Handball im Blick- und Mittelpunkt steht, sondern wo sich Anfang des Jahres eine Fitnessgruppe für Frauen gegründet hat, wo sich auch endlich wieder seit Mai eine Eltern/Kind Gruppe etabliert hat und wo auch seit ein paar Wochen eine Kickbox Gruppe von Frauen für Frauen heimisch geworden ist. Nicht zu vergessen unsere Fanabteilung, die schon bald ihr „Zweijähriges“ feiert.

Dazu unsere -und das meine ich voller Respekt- „Altnormanninnen und Altnormannen“, die in der Damen Gymnastikgruppe und der Alt Herren Abteilung die Geschichte unseres Vereins maßgeblich mitgestaltet haben. Diese 18 Mitglieder kommen zusammen auf eine über 900jährige Vereinszugehörigkeit. Chapeau!

So wünsche ich Euch allen, auch im Namen des Vorstands, eine schöne Weihnachtszeit und einen angenehmen Rutsch ins neue Jahr, in dem wir uns alle hoffentlich gesund wiedersehen werden, um wieder schöne Stunden miteinander erleben zu können.